von Nicole Hansen, Teilnehmerin YOGA 300 2016/2017
Frühes Leben
Sivananda wurde am 08. September 1887 in Pattamadai (Südindien) geboren. Er war der jüngste von drei Söhnen. Er bekam den Namen Kuppuswami. Seine Mutter war Parvati Ammal. Sein Vater hieß Vengu lyer. Die Familie stammt aus einer südindischen, streng gläubigen Brahmanenfamilie.
Kuppuswami fiel schon in frühester Kindheit durch seine ausgeprägte Nächstenliebe auf. Er war äußerst freigiebig und teilte gerne mit anderen. So teilte er sein Essen mit Bettlern, die an seinem Haus vorbeikamen. Der Vater schickte ihn Früchte holen als Opfergabe (Puja), die er oft unterwegs an Arme
und Bedürftige verteilte. Er erklärte dem Vater, er lebe seine Religion. Er hat unterwegs Gott in Gestalt der bedürftigen Menschen gesehen, daher hat er ihnen die Früchte gerne gegeben.
Swami Sivananda sagt über sich selbst, er sei oft wagemutig gewesen in seiner
Jugend. Er sprang zum Beispiel in einen trockenen Brunnen um seine Familie zu
erstaunen oder spielte in der Schulaufführung des Mittsommernachtstraum die Helena. Er war ein ausgezeichneter Schüler und Sportler. Ihm war Lernen genauso wichtig, wie gute Gesundheit. Er praktizierte in jungen Jahren Gymnastik, Turnen, Leichtathletik und Fechten. Er war äußerst diszipliniert. So stand er jeden Morgen bereits um drei Uhr auf, um seine Übungen zu machen. Dies tat er im Geheimen. Er richtete sein Bett mit Decken und Kissen so her, dass es aussah, als würde er noch schlafen.
Schul-und Studienzeit
Für Swami Sivananda war die medizinische Laufbahn die beste Möglichkeit, anderen Menschen zu dienen. So entschied er sich gegen den Willen seiner Eltern Arzt zu werden.
Er studierte am Tanjore Medical Institue. Er war nicht nur äußerst intelligent und fleißig, sondern hatte auch ein hervorragendes Gedächtnis. Die Semesterferien arbeitete er durch, um im Krankenhaus noch mehr zu lernen. Mit seinem fotografischen Gedächtnis behielt er alles, was er las. Bereits im ersten Studienjahr beherrschte er die Prüfungsfragen aus dem 5. Studienjahr. So konnte er sein Studium bereits 1907 im Alter von nur 20 Jahren abschließen. Sein gesammeltes Wissen teilte er von da an mit der Welt. Zunächst in Form einer Gesundheits-Zeitschrift mit dem Namen „Ambrosia", diese Zeitschrift verlegte er auch noch nach seinem Studium noch sechs Jahre lang. Parallel dazu praktizierte er als Arzt.
Berufserfahrungen
1913 suche Swami Sivananda eine neue Herausforderung. Er ging nach Malaysisa, um dort zu arbeiten. Er rechnete zuversichtlich damit, eine Stelle zu finden. Ein Freund, Dr. lyengar, stellte Sivananda Dr. Harold Parsons vor. Parsons hatte keine Stelle für ihn, war aber von Sivanandas Wesen so beeindruckt, dass er ihn dem Direktor einer Kautschukplantage mit eigenem Krankenhaus, Dr. Robins vorstellte. Dieser suchte einen Assistenten für sein Krankenhaus.
Dr. Robins war ein cholerischer Mensch, groß und stark. Er fragte Sivananda: „Können Sie ein Krankenhaus ganz alleine führen?". Ohne zu zögern antwortete Sivananda: „Ja, ich kann sogar drei führen!"
Dr. Robins stellte ihn sofort ein.
Durch seine liebevolle Art war Sivananda bald überall bekannt. Sowohl Dorfbewohner als auch Plantagearbeiter behandelte er wie Freunde. Neben der Leitung des Krankenhauses betrieb er eine eigene Praxis. Von mittellosen Patienten verlangte er kein Honorar. Im Gegenteil. oft gab er Ihnen Geld für Ihre Medikamente oder Diäten. Er wachte persönlich auch nachts im Ernstfall am Bett seiner Patienten.
Nebenher fand er noch Zeit, seinen geliebten Sport weiter zu betreiben. Zu dieser Zeit fuhr er sehr gerne Fahrrad. Er las viele Bücher über westliche Sportarten und nahm sogar an Turnieren teil. Außerdem war er Sportberichterstatter der Malaya Tribune. In seiner Anfangszeit in Malaysia führte Swami Sivananda ein recht luxuriöses Leben. Er trug elegante Kleidung, verschiedenste goldene Ringe und Halsketten. Er sammelte phantastische Gebilde aus teurem Material wie
Sandelholz, Gold und Silber, sowie Hüte, die er aber selten trug.
Spirituelle Entwicklung
Meister Sivananda suchte die Gesellschaft Heiliger und übte sich täglich in spiritueller Praxis. Bald stellte er sich die Frage, ob es im Leben höhere Ziele gibt, als den täglichen Kreislauf aus Arbeit, Essen und Trinken. Er suchte eine höhere Form des Friedens und Glücks als vergängliche Vergnügungen.
So dachte er: „Wie ungewiss ist das Dasein auf dieser Erde, voller Furcht, Sorgen, Ängste, Krankheiten und Enttäuschungen. Die Welt der Namen und Formen verändert sich ständig. Die Zeit ist vergänglich. Alle Hoffnungen auf Frieden und Glück in dieser Welt enden in Schmerz, Verzweiflung und Leid".
Solche Gedanken beschäftigten ihn ständig. Als Arzt war er täglich mit den Leiden der Menschen konfrontiert. So erkannte er, dass Wohlstand alleine kein dauerhaftes Glück bringen kann. Dennoch war er zutiefst davon überzeugt, dass es einen Ort geben müsste der unbedingte Sicherheit, vollkommenen Frieden und dauerhafte Glückseligkeit bringt, voller göttlichem Glanz, Reinheit und Herrlichkeit.
Als Folge dieser Gedanken gab er sein angenehmes, wohlhabendes Leben auf und kehrte 1922 mit 35 Jahren nach Indien zurück, um einen idealen Ort für Gebete, Meditation zu suchen. Als Sivananda nun nach neun Jahren nach Hause zurück kehrte, freute sich seine Familie sehr. Sie wollten ihn liebevoll empfangen. Sivananda jedoch ließ von seinem Fahrer das Gepäck ins Elternhaus bringen und begab sich ohne ein weiteres Wort auf Wanderschaft. Sein Verlangen Gott zu suchen und dem Wohlstand zu entsagen war so groß, dass er sich nicht einmal verabschiedete.
Ein Jahr machte er eine Pilgerreise durch Indien, immer auf der Suche nach einen Ort für seine spirituelle Weiterentwicklung. 1924 kam Swami Sivananda in Rishikesh an. Nachdem die Mönche in Rishikesh sich weigerten ihm Essen zu geben, saß er am Ufer des heiligen Ganges. Dort traf er Swami Vishwananda. Er war ein ehrwürdiger Heiliger aus Varanasi. Die ungewöhnliche Spiritualität und Aura des jungen Sivananda beeindruckten Swami Vishwananda so sehr, dass er ihn in den Orden der Sannayas einweihte. Am 01. Juni 1924 trat der dieser dann als Swami Sivananda in den Orden ein und ließ sich im Swarg Ashram nieder.
Sivananda hatte einen einzigartigen Zugang zur Spiritualität. Er kopierte nichts, war wahrhaftig und inspirierte alle, mit denen er in Kontakt kam. Er widmete sich strengen Askese Praktiken. So stand er beispielsweise stundenlang im eiskalten Wasser des Ganges um der Sonne und Gott zu huldigen. Er baute auch seine Fähigkeit aus, anderen zu dienen. Er versorgte sowohl Pilger als auch Mönche ärztlich. Er reinigte die Räume der Kranken und hielt an ihren Betten Wache. Viele Mönche waren unter- oder falsch ernährt und litten unter der extremen Winterkälte. Swami Sivananda konnte diese Notlage nicht länger ertragen. Er nahm 5.000 Rupien aus seiner Lebensversicherung und legte den Betrag so an, dass über die Zinsen die benötigten Arznei- und Nahrungsmittel finanziert werden konnten.
Um sich hier besser organisieren zu können, gründete er 1927 die Satya Sevashram-Apotheke. Seine Nächstenliebe ging so weit, dass er einmal einem Wandermönch, der ohne seine Medizin weitergezogen war, fünf Meilen hinterherlief, um ihm sein Medikament zu geben. Die anderen Mönche in Rishikesh glaubten nicht an diese selbstlose Form der Nächstenliebe und machten sich über ihn lustig. Swami Sivananda ließ sich davon jedoch nicht beirren. Seine leidenschaftliche Liebe des selbstlosen Dienens wurde zum Höhepunkt seiner Berufung.
Swami Sivananda führte ein Tagebuch, um seine Gedanken zu sammeln. Bis zu 16 Stunden pflegte er zu dieser Zeit zu meditieren. Um bestimmte Tugenden zu entwickeln praktizierte er jede einen Monat lang. So empfand Swami Sivananda seine spirituelle Entwicklung als sanft aber stetig fortschreitend. Bald erreichte er die höchste spirituelle Erfahrung.
Gründung der Divine Life Society
Nach acht Jahren tiefer spiritueller Praxis gründete er 1932 die Gemeinschaft der Swamis in Rishikesh, für gemeinsame Satsangs und Vorträge. Und 1936 gründete er dann die Divine Life Society als gemeinnützige Stiftung. In einem Gebäude, das einmal als Kuhstall gedient hatte, ließ er sich nieder. Magnetisch angezogen von der außergewöhnlichen Persönlichkeit des Swami Sivananda wuchs die Gesellschaft schnell.
In seinem Ashram in Rishikesh, lehrte Swami Sivananda eine Integration aller bekannten Yoga Wege: Karma Yoga, Bhakti Yoga, Jnana Yoga und Raja Yoga. So entstand sein Yoga der Synthese und darauf beruht bis heute die moderne Yoga Praxis unserer westlichen Welt.
In Rishikesh bildete er zudem viele herausragende Schüler aus, die dem klassischen Yoga
weltweit zu großer Anerkennung verholfen haben. Einen seiner engsten Schüler, Swami Vishnudevananda, schickte er 1957 mit den Worten auf Reisen „Geh in den Westen. Die Menschen warten auf Yoga". Swami Vishnudevananda reiste daraufhin erst nach Amerika und Kanada und von dort aus weiter nach Europa. In Kanada, Montreal, gründete Swami Vishnudevannda 1959 das erste Sivananda Yoga Vedanta Zentrum.
Charakter von Swami Sivananda
Swami Sivananda verhielt sich gleichzeitig kindlich und ehrwürdig.
Er verneigte sich vor Heiligen wie vor Straßenkehrern, kleinen Kindern, Steinen und Tieren. Er begegnete allen gleichermaßen mit Liebe und Mitgefühl. Seine machtvollen, inspirierenden Gedanken beeinflussten Menschen auf der ganzen Welt. In Ausübung seiner beispiellosen Nächstenliebe verschenkte er die meisten seiner Bücher kostenlos, um möglichst vielen Menschen seine Ansichten näher zu bringen. Zu seinen Bewunderern gehörten Heilige, Minister, Politiker, Philosophen, Doktoren, Filmstars und Künstler.
Swami Sivananda war ein Optimist. All seine Worte strahlten eine ungewöhnliche Kraft aus. Er war absolut authentisch und lehrte, was er im täglichen Leben praktizierte. Er strahlte Frieden und Heiterkeit aus, weil er davon erfüllt war. Er fühlte die Liebe Gottes und verbreitete sie.
Beeindruckten ist auch folgende Ausführungen Sivanandas:
„Gib den Hungrigen zu essen; nach einer Weile werden sie wieder hungrig sein. Gib den Unbekleideten etwas anzuziehen; sie werden bald wieder Mangel leiden. Gib den Bedürftigen Geld; sobald sie es ausgegeben haben, werden sie neues brauchen. Gibt man aber allen göttliches Wissen, dann stellt man Ihnen alles Nötige zur Verfügung, damit sie selbst für sich sorgen können."
Sivanandas Weg zum Erfolg
„Wenn ich eine Arbeit übernehme, beende ich sie um jeden Preis.
Wenn ich anfange ein Buch zu schreiben, bringe ich es auf die eine oder andere Weise zu Ende. Wenn ich mir ein Buch zum Studium vornehme, schließe ich es ab, bevor ich ein anderes anfange. Ich lasse nicht halb erledigt. Ich konzentriere mich auf eine Sache und denke intensiv daran, ohne Ablenkung. Ich bin standhaft, unerschütterlich und beständig. Ich arbeite mit großem Fleiß. Ich halte zäh und eindringlich am Ziel fest."
Was ist echtes Yoga?
Sivananda schreibt: „Yoga besteht nicht darin, sechs Stunden lang mit gekreuzten Beinen dazusitzen, den Herzschlag anzuhalten oder sich eine Woche oder einen Monat lebendig begraben zu lassen. Das sind alles nur körperliche Kunststücke. Yoga ist eine wissenschaftliche Methode, um den persönlichen mit dem kosmischen Willen in Einklang zu bringen. Yoga verwandelt die niedere Natur, erhöht Energie und Lebenskraft und verleiht ein langes Leben und gute Gesundheit."
Was das Leben mich gelehrt hat
Sivananda schreibt: „Wenn der Mensch in Selbstsucht, Gier, Hass und Lust verstrickt ist, vergisst er natürlich alles, was tiefer unter der Haut liegt. Materialismus und Skepsis herrschen vor. Der Mensch lässt sich durch Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen und beginnt zu kämpfen und zu streiten; kurz - der Mensch wird unglücklich. Die umwälzenden Ereignisse seit Beginn des 20. Jahrhunderts wirken auf alle denkenden Menschen. Die Schrecken vergangener und möglicher neuer Kriege und das darauffolgende Leid berührt sie. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass die Leiden der Menschheit überwiegend auf ihre eigenen Taten zurückzuführen sind. Es ist also ein notwendiges Gebot, den Menschen Ihre Irrtümer und Torheiten bewusst zu machen und sie zu einem Richtungswechsel zu bewegen, so dass sie ihr Leben auf würdigere Ziele ausrichten können."
Swami Sivananda stirbt am 14. Juli 1963 im Alter von 76 Jahren. Er hinterlässt zahlreiche Anhänger und Nachfolger weltweit. So wird seine großartige Lehre der Liebe und des Dienens weiterverbreitet und in den nächsten Generationen weiterleben.
Gründungsphasen und Bau wichtiger Institutionen:
1934 - „Charitable Dispensary" - gemeinnützige Sozialstation mit Apotheke
1936 - Divine Life Society als gemeinnützige Stiftung
1937 - Sivananda Publication League - Sivananda Verlag
1938 - kostenlose ärztliche Sprechstunde.
1939 - Annakshetra - Großküche mit kostenlosen Mahlzeiten für Bedürftige und Pilger
1941 - Bajan Hal für Satsang, Kirtan, Meditation, Gebete -
1942 - Sivananda Primary School
1943 - Akhanda Kirtan des Mahamantras für den Weltfrieden, Beginn 03.12.1943
1943 - Einweihung des Vishvanath Mandir Tempels
1944 - Ayurveda Apotheke
1944 - Vishwanath Bag and Ganga Goshala
1945 - Al World Religions Federation
1946 - All World Sadhus Federation
1947 - 60. Geburtstag - große Feier
1948 - Gründung Yoga Vedanta Forest Academy mit 6-, 3-, und 2 Monatskursen mit
systematischer Ausbildung von Yoga LehrerInnen
1950 - Missglücktes Attentat auf Sami Sivananda
Al India Tour: Tour durch Indien und Sri Lanka. Vorträge vor Hundertausenden, insgesamt vor mehreren Millionen Menschen. Spirituelle Erweckung unzähliger Aspiranten, Swami Sivananda wird in ganz Indien bekannt
1951 - Gründung Yoga Vedanta Forest Academy Press zur Publikation von Büchern und
Zeitschriften
1953 - World Parlament of Religions im Sivananda Ashram
1957 - Eröffnung Sivananda Charitable Hospital. Zunächst Augenklinik mit 10 Betten,
schrittweiser Ausbau zu einem vollen gemeinnützigen Krankenhaus
1957 -Übergabe der Leitung des Ashrams und der Divine Life Society an seine Schüler
1957 - 70. Geburtstag
1958 - Gründung Sivananda Literature Research Institute
1963 - Sivananda stirbt am 14.07.1963
Literatur-und Quellennachweise:
Comments