Die Bedeutung des Wortes YOGA (Sanskrit: योग) ist Vereinigung, Verbindung, im weitesten Sinne Harmonie, Einheit.
Yoga, als altindische Lebensphilosophie, lehrt uns die Kunst des glücklichen Lebens und bedient sich dabei unserem Körper (Asanas, Entspannung und Ernährung) und unserem Verstand (Selbstbeobachtung, Selbstbefragung, Konzentration und Meditation).
Auf der persönlichen Ebene bedeutet YOGA:
Vereinige deinen Körper mit deinem Verstand. Mit einfachen Worten: Bemühe dich darum, dass deine Gedanken da sind, wo dein Körper ist.
So wirst du gegenwärtig und Achtsamkeit entsteht, so landest du im jetzigen Moment, der alles ist, was wir haben. Und um es mit den Worten von Thich Nhat Hanh zu sagen, "Der jetzige Moment ist fast immer freundlich." Diese Freundlichkeit verpassen wir so oft, weil unsere Gedanken wandern, in die Vergangenheit und in die Zukunft.
Vereinige deinen Verstand mit deinem Herzen. Bist du einmal im jetzigen Moment angekommen, kannst du deine Gegenwärtigkeit auf deinen Herzraum lenken. So lernst du, dein Herz überhaupt einmal kennen und wirklich wahrzunehmen. Ich sage häufig, "Lass deine Gedanken in deinen Herzraum sinken" und meine damit, dass alle Aufmerksamkeit von der Gedankenaktivität zum Herzen wandert. Hier angekommen lernen wir zu fühlen, was wir fühlen und das ist oft der Beginn einer großen inneren Reinigung. John Gray schreibt so passend "What you feel, you can heal." Das Fühlen unserer Gefühle, so meine Erfahrung, setzt einen alchimistischen Verwandlungsprozess in Gang und bringt uns zurück zu unserer ursprünglichen Reinheit und Schönheit. Mit all seiner Methodik will Yoga uns führen, zu unserem Ursprung, zu unserer Seele.
Im Kontakt mit unserer Seelenkraft zu sein, fügt unserem Leben eine spirituelle Dimension hinzu mit deren Hilfe wir größere Zusammenhänge wahrnehmen, als das, was wir gemeinhin sehen, hören, riechen und tasten können. Im Kontakt mit unserer Seelenkraft erkennen wir, dass wir Menschen alle miteinander verbunden sind und auf der geistigen Ebene alle eins sind. Und so erwächst die kollektive Bedeutung des Yoga.
Auf der kollektiven Ebene bedeutet YOGA:
Wir sind alle miteinander verbunden. Wir besitzen alle den göttlichen Funken, so hat Jesus es genannt. Auch im indischen Gruß Namasté wird dies deutlich. Übersetzt bedeutet Namasté: "Mein göttlicher Anteil grüßt deinen göttlichen Anteil." Dabei werden die Hände über das Herz gelegt, denn wo sonst sollte unser göttlicher Anteil in uns wohnen?
Guru Singh singt mit Seal auf seinem Album Game of Chants: "I am who I am that ist that. I am who you are, looking back. You are who I am, can you imagine that"... Ich bin du und du bist ich.
Wenn wir genau hinschauen, besitzen wir Menschen so viele Gemeinsamkeiten. Wir sind alle fühlende Wesen, wir wünschen uns alle ein friedliches und glückliches Leben.
Und doch leben wir in einer Welt der Trennung. Unsere Gesellschaft ist auf Trennung aufgebaut. Wir betonen Gegensätze anstatt Gemeinsamkeiten, wir vergleichen und bewerten ständig.
Bereits als Kinder lernen wir dies in unseren Schulen.
Bevor wir jedoch die Illusion der kollektiven Trennung auflösen können, müssen wir das Trennende in uns selbst heilen (siehe Bedeutung des Yoga auf der persönlichen Ebene).
Das Erspüren, dass wir alle verbunden sind, entsteht, wenn ich mich mit mir verbinde.
Die kollektive Verbindung aller Menschen wird auch in der Lehre des Karma (das Gesetz von Ursache und Wirkung) dargelegt. Das Gesetz des Karma hilft uns, diesen großen Zusammenhang zu greifen. Es lehrt uns, dass alle Wirkung eine Ursache besitzt und dass die Wirkung zeitlich versetzt von der Ursache wirksam werden kann.
Vielleicht kennt ihr den Begriff des Schmetterlingseffekts aus der Chaos Forschung. Hier wird das Phänomen der nichtlinearen Dynamik von Ursache und Wirkung sehr eindrücklich beschrieben. Die Fragestellung, die dem Mathematiker und Meteorologen Edward Norton Lorenz als Forschung diente, lautet: "Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?" Letztlich hat Lorenz mit seiner Forschung bewiesen, dass auch sehr kleine Ursachen eine große Wirkung haben können und somit die Verbindung von Aktion und Reaktion unter Beweis gestellt.
Wenn ich diesen Beweis auf mich persönlich anwende, bedeutet dies, dass alles was ich denke, spreche und tue einen Einfluss auf das Leben aller hat.
Liebevolle Gedanken und liebevolle Worte öffnen Herzen, liebevolle Taten schaffen Neues, kreieren Zukunft.
Frieden kann also nur wachsen, wenn wir das Trennende in uns vereinen, damit wir zu einem Nicht-Trennenden, einer Nicht-Trennenden in der Welt werden. Nur so können Gemeinschaften und Gesellschaften entstehen, die respekt- und würdevoll miteinander umgehen, die nichts ausschließen, nicht in sich und nicht im Anderen.
Yoga Lehrende auszubilden ist mein ganz persönlicher Beitrag für diesen Prozess, ein neues Leben möglich möglich zu machen. Hier und jetzt. Auf der Erde.
Friedvoll miteinander leben durch Yoga.
Om Tat Sat
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